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Mexiko (!!!) und der Osten der USA

Reise unter schlechten Bedingungen

Ein Sonntag in der Stadt (08.03.)

Eigentlich haben wir für heute eine Stadtführung im historischen Zentrum gebucht. Dann realisieren wir, dass es der einzige Tag sein würde, an dem wir uns keinem strengen Zeitplan unterwerfen müssten, lange frühstücken und es etwas ruhiger angehen lassen könnten. Die Stadt würde übervoll sein wegen der angekündigten Demonstationen zum Frauentag. Außerdem tun uns die Füße noch weh vom gestrigen Tag. Also siegt der innere Schweinehund, wir lassen die Stadtführung sausen und machen uns einen gemütlichen Tag.

    

Unser gemütlicher Tag beginnt also mit einem ausgiebigen Frühstück. Dann beschließen wir, unseren Stadtteil Xochimilco, in dem sich auch die Schule befindet, etwas genauer kennenzulernen. Und wir werden fündig. Zuerst besuchen wir eine zauberhafte Oase mitten in der Stadt, das Museo Dolores Olmedo. Die Namensgeberin war eine Geschäftsfrau und Kunstmäzenin, die Diego Rivera schon als Kind begegnet war. Sie sammelte Kunstwerke und kaufte auf Wunsch von Diego auch Werke seiner Frau Frida. So wurden die Bilder von Frida Kahlo erstmals bekannt. Anfang der 1960iger kaufte besagte Dolores das Gelände einer ehemaligen Hazienda aus dem 16. Jahrhundert im Stadtteil Xochimilco, ließ die Gebäude restaurieren und zum Teil zu Ausstellungsräumen umgestalten. Heute befindet sich hier die größte Sammlung der Gemälde von Diego Riviera und Frida Kahlo. Dolores Olmedo war nicht nur reich, sondern auch großherzig und ihrem Land verpflichtet. Noch zu ihren Lebzeiten hat sie ihre Sammlungen dem mexikanischen Volk vermacht. Das Museum und der umgebende Garten sind für die Öffentlichkeit frei zugänglich, dienstags sogar kostenfrei.

    

Und der Garten ist ein Gedicht. Wir kommen uns ein bisschen vor wie in Alices Wunderland mit üppig blühenden Bäumen, frei laufenden Pfauen, Skulpturen, Brunnen, zwitschernden Vögeln: einfach ein schöner, einladender Ort. Fridas Bilder allerdings erzählen von Schmerzen, der Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit, ihren indigenen Wurzeln, der Welt, in der sie lebte. Wer ihr Schicksal kennt und weiß, wie sie damit gerungen hat, wundert sich nicht. Diego Riviera haben wir von einer neuen Seite kennengelernt. Er ist nicht nur der Schöpfer der riesigen Wandbilder (Murales), sondern liebte es offensichtlich auch, üppige Schönheiten in Szene zu setzen.

    

Nach dem Besuch im Museum lauschen wir noch für einige Momente einer Kapelle, die ihre Zuhörer mit rasanter mexikanischer Musik begeistert, in der eine virtuos bespielte Harfe das Zentrum bildet.

Ins Hotel wollen wir noch nicht zurück, also laufen wir weiter ins Zentrum von Xochimilco. Dort befinden sich die berühmten schwimmenden Gärten. Es handelt sich um ein Kanalsystem, das übrig geblieben ist von der einstigen Hauptstadt der Azteken. Diese wurde inmitten eines großen Sees erbaut mit Hilfe von Pflanzen, die ihre Wurzeln in den Grund des Sees gesenkt und so im Laufe der Zeit für bewohnbares Land gesorgt haben.

Am embarcadero wimmelt es von "Schleppern", die uns drängeln, auf einem der bunten Kähne Platz zu nehmen und eine gemütliche Fahrt zu erleben - der remero schiebt den schweren trajinera von vorn mit einer langen Stange durch das Wasser. Aber mit der Erfahrung von gestern lehnt Dieter schnell ab, und ich bestehe auch nicht auf einer Fahrt. Ich bin 2002 schon einmal mit solch einem Kahn gefahren und kann also leicht verzichten.

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