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Mexiko (!!!) und der Osten der USA

Reise unter schlechten Bedingungen

Die Hälfte der Reiseplanungen ist aufgegangen (16.03.2020)

Der Flieger nach Frankfurt ist voll besetzt, die Sprachenvielfalt um uns herum ist außergewöhnlich. Offensichtlich haben wir Glück gehabt, noch zwei freie Plätze in dieser Maschine zu bekommen.

Es ist eng im hinteren Teil des Jumbos, die Verpflegung ist nicht der Hit, Schlafen ist nur begrenzt möglich.

Endlich sind wir zurück - die Sonne scheint in Frankfurt. Unser erster Eindruck: im Gegensatz zu Mexiko sind hier schon Einschränkungen im öffentlichen Leben zu sehen und zu spüren. Das sonst übliche Gewimmel in den Flughafengängen ist fast völlig abgeebbt, der ICE nach Dresden ist überschaubar gefüllt, wegen Corona gibt es keine Kontrollen der Fahrscheine, im Bord-Bistro keine Gläser und kein Porzellangeschirr.

Als das Taxi endlich um 23 Uhr vor der Haustür in Graupa hält, ist der geplante erste Teil der Veranstaltung abgeschlossen. Wir haben unseren Auftrag in Mexiko erfolgreich erfüllt und wieder mehr über die Menschen in diesem wunderschönen Land gelernt.

Ehrlich gesagt, sind wir im Nachhinein über das Einreiseverbot von Herrn Trump erleichtert. Ohne diesen drastischen Schritt hätte es möglicherweise für uns schwierig werden können. Aber es könnte auch sein, dass die Zeile im Song für uns Wirklichkeit bleibt: Ich war noch niemals in New York ... .

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Unser letzter Tag in Mexiko (15.03.20)

Heute können wir länger schlafen. Unser Rückflug startet erst um 20.55 Uhr mexikanischer Zeit. Wir beschließen, noch einmal ins Zentrum zum Zócalo zu fahren. Jetzt waren wir schon eine ganze Weile auf den Spuren von Frida Kahlo und Diego Riviera unterwegs, sodass wir uns noch seine Wandbilder (Murales) im Nationalpalast anschauen wollen. Mit ihrer Hilfe hat er den Mexikaner*innen, egal ob schriftkundig oder nicht, die eigene Geschichte in sehr intensiven Bildern erzählt.

Wir fahren mit dem Taxi zum Zócalo. Das ist weit, wie alles in dieser Riesenstadt. Der Fahrer ist ein echter Patriot und schwärmt von seinem Land.

Der Zócalo wird im Osten vom riesen Nationalpalast begrenzt, dem Regierungssitz der mexikanischen Präsidenten. Die Murales schmücken die Wände im 1. Stock der Arkaden im Inneren. Aber erst einmal heißt es: Schlange stehen. Wir stehen ziemlich lange, zum Glück im Schatten. Dann, oh Schreck, wird Bärbel der Pass abgenommen. Was soll das, bekommen wir ihn ohne Scherereien wieder? Die Aufregung überschattet ein wenig den Genuss des reich geschmückten Innenhofes, der wirklich beeindruckend ist. Wir entdecken in den Murales immer wieder Einzelheiten, auf die wir uns gegenseitig hinweisen und die den Alltag der mexikanischen Ureinwohner, die grausame Kolonisation und die Gegenwart des Landes lebendig werden lassen.

    

     

Beim Ausgang wieder eine Schlange. Bärbel bekommt den Pass wieder und ist erleichtert. Wir fahren zurück ins Hotel und nehmen einen letzten Absacker in der Lobby. Adios Mexiko, es war schön.

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Abschluss des Kurses (14.03.20)

Heute ist Samstag, und wir müssen erst um 09.00 Uhr in der Schule sein. Es gibt ein Seminar am Vormittag und dann noch einmal 3 Stunden nach dem Mittagessen. Wir haben das Programm im Gepäck, das schon in Puebla gut funktioniert hat.

So gehen wir vielfältig gestärkt in die abschließende Arbeit mit unserer Gruppe.

    

Das ist übrigens nicht nur das Hotel-Angebot für Touris, das unter den Halbkugeln vor sich hinköchelt, sondern unsere Mexikaner*innen haben uns versichert, dass auch ihre Männer schon morgens nur mit viel Fleisch, also äußerst herzhafter Komponente, zum Frühstück zufrieden sind.

Unsere Gruppe ist am letzen Arbeitstag durch einen Krankheitsfall, der sich gestern schon abzeichnete, dezimiert. Leider! Wir haben alle sechs in unsere Herzen geschlossen. Während des Tages kommen immer wieder Nachrichten, die die Schließung der Schule in der nächsten Woche beinhalten. Das beschäftigt unsere TN natürlich, sodass wir Pausen machen, in denen sie die neue Lage diskutieren können. Was für eine verrückte Situation! Wenn wir eine Woche später geflogen wären, hätte der Kurs nicht stattfinden können. Eine Woche früher hätten wir unsere Amerikareise nicht canceln müssen. Aber all die Konjunktive nützen jetzt wenig. Zumindest bringen wir heute unsere Arbeit gut zu Ende. Alle sind zufrieden, nur wir haben am Nachmittag ein kleines Problem. Leider konnten wir uns beim Mittagessen nicht zurückhalten, als es Eis zum Nachtisch gab. Nun ist großes Spektakel im Bauch, und wir trauen uns kaum, ein Taxi für die Rückfahrt zu rufen. Zum Glück hat Dieter die Tabletten für solche Notfälle dabei und nach einer Wartezeit starten wir aus der Schule ins Hotel.

Im Hotel gelandet, geloben wir (zum wievielten Mal eigentlich), in Zukunft nicht mehr so gefräßig zu sein.

Wir ruhen uns aus und hoffen, dass wir morgen die Maschine nach Hause besteigen können.

Gute Nacht! In Deutschland ist es schon nach Mitternacht. Ihr schlaft alle, hoffentlich tief und fest.

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Der härteste Tag (13.03.20)

Heute sind wir von der 1. Stunde an in der Schule und arbeiten am Nachmittag im Seminar bis 18.00 Uhr. Das bedeutet, früh um 6.00 Uhr beim Frühstück zu sein und spätestens 7.30 Uhr in der Schule. Trotzdem müssen wir natürlich die Köstlichkeiten des Hotel-Frühstücks genießen.

Wie durch ein Wunder vergeht der Tag sehr schnell. Das melden uns auch die TN zurück. Die Beratungsgespräche nach den Hospitationen verlaufen sehr konstruktiv, Dieter hat alle Videografien machen können, das Mittagessen ist so lecker, wie in einem richtig guten Restaurant. Die Primaria hat einfach Glück mit ihren Köchinnen und Köchen. Sie kochen mit frischen, gesunden Zutaten, richten alles fast kunstvoll an und sind jeden Tag bester Laune. Das bemerken wir auch bei unseren Kolleg/innen. Im Lehrerzimmer herrscht ein besonderer Spirit. Obwohl die Woche übervoll ist, an jedem Nachmittag Zensurenkonferenzen stattfinden, nehmen wir keine pessimistische Grundstimmung wahr, sondern Freundlichkeit und Kollegialität.

 

Die Schulleiterin betätigt sich allerdings als Stressverstärkerin. Zusätzlich zu unseren Unterrichtsbesuchen und den Konferenzen führt sie unangekündigte Hospitationen und Mitarbeitergespräche mit unseren Teilnehmer*innen durch: die aus Deutschland, wer ist hier eigentlich Herrin im Haus?

 

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Das Drama kommt über Nacht (12.03.)

Wie es sich schon in den Nachrichten andeutete, hat der bl____e (Galgenmännchen) Trump seine Reißleine gezogen und Einreisen von Europäern in die USA ab Freitag-Mitternacht verboten. Für uns steht außer Zweifel, dass wir unseren Kurs abbrechen und noch im Verlauf des Freitags nach New York zu fliegen versuchen. Das hätten die Teilnehmer*innen, die mit Feuerreifer bei der Arbeit sind und von unseren Rückkopplungen zum Unterricht sowie den Seminaren profitieren, nicht verdient.

Also bleibt nur, die Umbuchung des Rückflugs bei der Lufthansa zu erreichen und alle Unternehmungen bzw. Buchungen in den USA noch zu stornieren. Damit sind wir zwischen Besuchen und Besprechungen intensiv beschäftigt.

Um allen mal einen Eindruck von den Logistik zu verschaffen, die in dieser Schule morgens und nachmittags zu leisten ist, zeigen wir euch einen Teil des schuleigenen Fuhrparks. Hier geht es beim An- und Abtransport allerdings längst nicht so streng / hochgradig gesichert zu, wie wir es aus Puebla kennen, wo sich die Schüler*innen per digitalem Fingerabdruck identifizieren und Autos zig Sicherheitsbarrieren passieren mussten.

  

Im Lehrerzimmer fühlen wir uns schon fast ein wenig heimisch - es hat sich zum Dreh- und Angelpunkt unserer Arbeit mit den Kolleg*innen entwickelt, obwohl wir inzwischen auch einen Plan von der Lage der Klassenzimmer im Kopf haben.

Bis auf die Flüge nach und von USA - mit der mexikanischen Interjet (mit der wir nach Yukatan und Kuba gute Erfahrungen gemacht haben), gebucht über Opodo, die sich allerdings rausziehen - haben wir alle Stornierungen erreicht. Bei der Lufthansa hängen wir etwas in der Luft, weil wir da von der uns beschäftigenden Organisation abhängig sind: ten paciencia y esperanza para el mañana.

Eine kleine Pause zwischen den Besuchen / Besprechungen nutzen wir noch einmal für einen Bummel durch die sonnigen Straßen zum Museo Dolores Olmedo, um uns mit einigen Souvenirs zu erfreuen. Die Fotos der Fleischauslagen am Straßenrand ersparen wir uns allen.

Dieter hat schon vor der Fahrt Kontakt zu einer befreundeten Kollegin aufgenommen, die er aus Barcelona kennt und die jetzt als Fortbildungskoordinatorin für die Kölner Zentrale des dt. Auslandsschulwesens, zuständig für Mittelamerika, in Mexiko arbeitet. Mit ihr zusammen lassen wir den Tag in Coyoacan in dem wundervollen Restaurant San Angel Inn bei leiser Klaviermusik und dem Plätschern von Springbrunnen ausklingen.

    

Viva la Vida.

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Der Hospitationsplan strukturiert unsere Vormittage (11.03.)

Während Dieter die Kolleg*innen im Unterricht videografiert, besucht Bärbel die Kolleg*innen mit einem Stift und sehr viel Papier, um ihnen nach dem Unterricht eine detaillierte Rückmeldung geben zu können. Wir erleben Unterricht, der sich sehr ähnelt: zugewandte Lehrer*innen, sehr disziplinierte Schüler*innen, schüleraktivierende Methoden und Sozialformen in abgestimmter Anordnung.

Das Schulgebäude liegt als eine mit einer hohen Mauer geschützte Enklave in einem Wohngebiet, in dem keineswegs üppiger Reichtum herrscht; die wenigsten Schüler*innen des Colegio Alemán Humboldt werden aus den umliegenden Häusern kommen. Vielmehr ist es so, dass viele Schüler*innen, chauffiert von Eltern / Bediensteten oder dem Schulbus, z. T. Schulwege von 1,5 Stunden hinter sich haben, wenn sie zur ersten Stunde um 7.40 Uhr erscheinen. Insofern sind die beiden Schulen, an denen wir in Mexiko gearbeitet haben, nicht zu vergleichen: neu, funktional, protzig in Puebla vs. in die Jahre gekommen, renovierungsbedürftig, charmant einfach in Xochimilco.

      

In der Mensa der Schule erhalten wir jeden Mittag das Schulessen, umgeben von quick lebendigen, kleinen Mädchen und Jungen (sind wir wirklich auch mal so klein gewesen?).

Wenn uns das Uber-Taxi im Hotel an der Periferico abgesetzt hat, sind wir schon mitten im Nachmittag und zunächst erst einmal nicht in der Lage, Ausflüge zu unternehmen. Die Sonne und damit die Wärme tragen zusätzlich zu einer gewissen Lethargie bei.

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Die Hospitationen beginnen (10.03.)

Die ersten Hospitationen starten zum Glück nicht gleich in der 1. Stunde (07.40 Uhr), sondern um 09.35 Uhr. Also Zeit für's Frühstück, Taxi und rein in die Schule. Hier ist es ziemlich kühl, einige Kolleg*innen tragen Steppwesten. Wir sind etwas früher da und warten in der Couch-Ecke des Lehrerzimmers.

Das Lehrerzimmer der mexikanischen Schule ähnelt den deutschen. Gut, eine Couch-Ecke findet man bei uns seltener. Ansonsten wuseln alle herum, lassen sich als Geschenk der Leitung Kaffee kochen, schnappen ihre Sachen, treffen sich zum kurzen Schwatz. Alle haben uns sehr freundlich begrüßt.

   

So haben wir unsere ersten Hospitationen durchgeführt und ausgewertet, zwischendurch in der Sonne gesessen und uns aufgewärmt. In einem Musikraum wurde gerade die deutsche Nationalhymne eingeübt. Die Grundschulkinder haben sie mit Inbrunst gesungen. Dieter hat die erste Stunde videografiert. Wir machen uns Sorgen, fühlen uns als Stressverstärker. Die Kolleg*innen haben so viel zu tun und nun auch noch die Hospitationen! Auf der anderen Seite scheint uns unsere Arbeit sinnvoll. Viele unserer Kursteilnehmer*innen sind keine ausgebildeten Lehrer*innen. Sie sind dankbar für die Beratungen, jedenfalls geben sie uns das Gefühl.

Den Nachmittag verbringen wir wieder im Gelände des Museo Dolores Olmedo. Es ist gleich um die Ecke und einfach ein schöner Ort zum Entspannen und auch zum Genießen eines Stückchens Quarkkuchen.

    

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Der erste Tag in der Schule (09.03.)

Heute ist der Tag, an dem die Frauen in Mexiko aus Protest gegen die Femizide nicht am öffentlichen Leben teilnehmen und zu Hause bleiben. Die Stadt wirkt ziemlich leer, der Verkehr hat deutlich abgenommen.

Die Kolleg*innen in unserer Gruppe haben beschlossen, das geplante Seminar dennoch stattfinden zu lassen. Wir sind zunächst unschlüssig, weil wir die politische Aktion nicht unterlaufen wollen. Auf der anderen Seite haben die Kolleg*innen so hohe Unterrichtsverpflichtungen (28/ 29 Stunden pro Woche, der einzige Kollege im Kurs hat 31 Stunden), dass ein unterrichtsfreier Vormittag für das Seminar eine einmalige Gelegenheit darstellt. Zumal an den anderen Tagen am Nachmittag noch überraschend Zensurenkonferenzen angesetzt worden sind.

Also fahren wir am Morgen mit einem Uber-Taxi auf verkehrsarmen Straßen zur Schule und sind angespannt. In der Schule findet kein Unterricht statt, nur männliche Kollegen und Jungen sind zu sehen. Unser Raum ist nur mäßig ausgestattet, Moderationskoffer und FlipCharts fehlen. Die Sachen sind eingeschlossen, die Sekretärin nicht da. Na, immerhin läuft die Technik, die Kolleg*innen helfen mit Stiften aus, einer der Hausmeister schleppt einen FlipChart-Ständer herbei, an dem sogar Papier hängt.

Also alles gut, das Seminar läuft nach Plan. Die Online-Arbeit des 1. Semesters hat dazu beigetragen, dass es schnell keine Berührungsängste mehr gibt und sich die Kolleg*innen gern auf die Inhalte und Methoden des Vormittags einlassen können. 

Den Nachmittag verbringen wir im Hotel, u. a. im Fitnessraum und auf dem Stepper. Am Abend gibt es ein Bier und einen Tee in der Lobby. Dieter wird überschwänglich begrüßt. Wir hatten am Vorabend einen Ordner mit wichtigen Unterlagen liegengelassen. Ein älterer Kellner hatte ihn bei der gemeinsamen Suche gefunden und wurde mit Pesos belohnt. Nun sind wir bei ihm die VIP-Gäste.

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Ein Sonntag in der Stadt (08.03.)

Eigentlich haben wir für heute eine Stadtführung im historischen Zentrum gebucht. Dann realisieren wir, dass es der einzige Tag sein würde, an dem wir uns keinem strengen Zeitplan unterwerfen müssten, lange frühstücken und es etwas ruhiger angehen lassen könnten. Die Stadt würde übervoll sein wegen der angekündigten Demonstationen zum Frauentag. Außerdem tun uns die Füße noch weh vom gestrigen Tag. Also siegt der innere Schweinehund, wir lassen die Stadtführung sausen und machen uns einen gemütlichen Tag.

    

Unser gemütlicher Tag beginnt also mit einem ausgiebigen Frühstück. Dann beschließen wir, unseren Stadtteil Xochimilco, in dem sich auch die Schule befindet, etwas genauer kennenzulernen. Und wir werden fündig. Zuerst besuchen wir eine zauberhafte Oase mitten in der Stadt, das Museo Dolores Olmedo. Die Namensgeberin war eine Geschäftsfrau und Kunstmäzenin, die Diego Rivera schon als Kind begegnet war. Sie sammelte Kunstwerke und kaufte auf Wunsch von Diego auch Werke seiner Frau Frida. So wurden die Bilder von Frida Kahlo erstmals bekannt. Anfang der 1960iger kaufte besagte Dolores das Gelände einer ehemaligen Hazienda aus dem 16. Jahrhundert im Stadtteil Xochimilco, ließ die Gebäude restaurieren und zum Teil zu Ausstellungsräumen umgestalten. Heute befindet sich hier die größte Sammlung der Gemälde von Diego Riviera und Frida Kahlo. Dolores Olmedo war nicht nur reich, sondern auch großherzig und ihrem Land verpflichtet. Noch zu ihren Lebzeiten hat sie ihre Sammlungen dem mexikanischen Volk vermacht. Das Museum und der umgebende Garten sind für die Öffentlichkeit frei zugänglich, dienstags sogar kostenfrei.

    

Und der Garten ist ein Gedicht. Wir kommen uns ein bisschen vor wie in Alices Wunderland mit üppig blühenden Bäumen, frei laufenden Pfauen, Skulpturen, Brunnen, zwitschernden Vögeln: einfach ein schöner, einladender Ort. Fridas Bilder allerdings erzählen von Schmerzen, der Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit, ihren indigenen Wurzeln, der Welt, in der sie lebte. Wer ihr Schicksal kennt und weiß, wie sie damit gerungen hat, wundert sich nicht. Diego Riviera haben wir von einer neuen Seite kennengelernt. Er ist nicht nur der Schöpfer der riesigen Wandbilder (Murales), sondern liebte es offensichtlich auch, üppige Schönheiten in Szene zu setzen.

    

Nach dem Besuch im Museum lauschen wir noch für einige Momente einer Kapelle, die ihre Zuhörer mit rasanter mexikanischer Musik begeistert, in der eine virtuos bespielte Harfe das Zentrum bildet.

Ins Hotel wollen wir noch nicht zurück, also laufen wir weiter ins Zentrum von Xochimilco. Dort befinden sich die berühmten schwimmenden Gärten. Es handelt sich um ein Kanalsystem, das übrig geblieben ist von der einstigen Hauptstadt der Azteken. Diese wurde inmitten eines großen Sees erbaut mit Hilfe von Pflanzen, die ihre Wurzeln in den Grund des Sees gesenkt und so im Laufe der Zeit für bewohnbares Land gesorgt haben.

Am embarcadero wimmelt es von "Schleppern", die uns drängeln, auf einem der bunten Kähne Platz zu nehmen und eine gemütliche Fahrt zu erleben - der remero schiebt den schweren trajinera von vorn mit einer langen Stange durch das Wasser. Aber mit der Erfahrung von gestern lehnt Dieter schnell ab, und ich bestehe auch nicht auf einer Fahrt. Ich bin 2002 schon einmal mit solch einem Kahn gefahren und kann also leicht verzichten.

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Teotihuacán - die Stadt der unbekannten "Riesen" (07.03.)

Nach dem frühen Frühstück entschließen wir uns zu einer geteilten Fahrt nach Teotihuacán: zunächst mit dem Uber-Taxi (65 min.) quer durch die Stadt bis zum Terminal del Norte (Station der Überlandbusse in den Norden Mexikos), dann in den Bus zu den piramides, ein öffentlicher Bus, der mit den vielen Haltestellen ca. 50 Minuten bis zur Puerta 2 benötigt. An der Hazienda Tlacaelel nehmen wir unsere vorbestellten Tickets (Lehre: die scheinbare Sicherheit, schnellen Zugang zu haben, hat ihren Preis) in Empfang und betreten das riesige Areal, dicht gesäumt von fliegenden Händlern, die Musikinstrumente, Schmuck und Folkloristisches anpreisen.

Teotihuacán ist die größte und eindrucksvollste Pyramidenanlage Mexikos. Über die Bewohner und Erbauer dieses mächtigsten Bauwerkes des alten Amerikas ist so gut wie nichts bekannt. Die Azteken fanden den Ort bereits verlassen vor und berichteten den Spaniern, die Stadt sei von Riesen erbaut worden. Sie nannten den mytischen Ort "Teotihuacan", was bedeutet: Wo man zum Gott wird. In ihrer Glanzzeit (200 - 650 v. Chr.) beherbergte die Stadt bis zu 200000 Menschen. Über das Ende gibt es verschiedene Theorien, die allesamt nicht bewiesen sind.

Beherrscht wird das gesamte Gelände von zwei mächtigen Pyramiden: der Sonnenpyramide und der Mondpyramide. Der ehemaligen, 2 km langen Pracht- und Zeremonienstraße, die an der Sonnenpyramide vorbei führt und im Norden von der Mondpyramide begrenzt wird, gaben die Spanier den Namen "Camino de los Muertos" - "Straße des Todes". Vielleicht hängt das mit den Skeletten zusammen, die in der Grabkammer der Mondpyramide gefunden wurden, gefesselt und geköpft. Der schwarze Obsidian, der hier gefunden wurde, ist so hart, dass daraus auch Messer hergestellt werden konnten. Nun ja, Gruselgeschichten, was mit diesen Messern alles angestellt wurde, gibt es genug.

Wir wollen unbedingt die Sonnenpyramide ersteigen (65 m Höhenmeter, 269 sehr unregelmäßige Stufen sind in 2400 m über NN zu überwinden).

Wir haben es geschafft! Zufrieden und erleichtert kommen wir mit vielen anderen Menschen aus aller Herren Länder oben an und genießen den Überblick über die gewaltige Anlage.

           

Wieder unten, müssen wir erst herausfinden, wo sich die Bushaltestelle für die Rückfahrt befindet. Kein Hinweisschild weit und breit. Wer fragt, gewinnt bei überaus freundlichen Mexikaner*innen. Zurück am Terminal del Norte beschließen wir, das Abenteuer "Subway" zu bestehen. Die Metro ist sagenhaft günstig (5 Pesos - 23 Cent), aber die Orientierung im Untergrund und zwischen 12 Linien herausfordernd. Nach dreimal Umsteigen erreichen wir den Zócalo, den riesigen Platz im Zentro Historico; weil hier die Vorbereitungen für den 8. März (2.6 Mio Menschen werden sich hier am So. versammelt haben) mit viel Lärm in vollem Gange sind, flüchten wir in die riesige Catedral Metropolitana.

                       

Auf der Suche nach einem Restaurant zum Ausruhen fallen wir einer jungen Frau in die Hände, die uns ganz "uneigennützig" zu einem Fahrstuhl führt, wo schon andere Menschen warten. Wir fahren bis zur Dachterrasse mit einem herrlichen Blick über den Platz, essen, trinken, werden hofiert und freuen uns wie die Schneekönige ... bis die Rechnung kommt, die leider anders ausfällt, als die Karte versprach. Na ja, wieder einmal eine teuer bezahlte Erfahrung.

"Zu Hause" im Hotel sind wir dennoch zufrieden mit unserem Tag.

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